offener brief an christoph chorherr
sehr geehrter herr chorherr!
ich habe bei der letzten wahl den grünen (wie versprochen) meine stimme gegeben. nicht etwa, weil sie die beste partei ist, sondern weil sie die am wenigsten schlechte partei ist.
dass menschen wie sie, auch hier im internet, ihre stimme erheben, das ist sehr löblich und gut. machen sie weiter so... bzw. machen sie es doch vielleicht auch noch ein wenig anders. wie ich mir das ungefähr vorstelle, will ich ihnen gerne verraten.
das sterben und begraben werden von dr. jörg haider ist ein thema, das auch sie selbst mit ihrem kommentar in der presse (und mit ihrer völlig sinnfreien frage "was ist das für ein land?") weiter aufblasen. sie stecken also leider auch in der haider-falle, dabei ist das aber nichts neues, weil die linke seite des politischen spektrums seit vielen jahren sich mehr oder weniger in der traurigen verliererrolle festzementiert hat gegenüber diesem nun für alle unerwartet abgegangenen verblender.
das ist sehr schade. auch in hinkunft werden es die grünen sehr schwer haben, mittels "gelassener ruhe" und "intellektuellem scharfsinn" die breiten wählerschichten zu erreichen, die sie eigentlich mit ihren programmen verdienen würden. es ist auch sehr stark in ihrer partei zu finden: das mangelnde verantwortungsgefühl der tatsache gegenüber dass politiker wie jörg haider mit ihrer unbestreitbaren strahlkraft so alleine da stehen (bzw. standen). wo ist der grünpolitiker, der wirklich mit freude, überzeugung und ohne einem hauch von angst in eine (fernseh-)diskussion einsteigt? wo ist der grünpolitiker, der einem peinlichen wicht wie herrn haider die maske vom gesicht herunterreisst? wo war die grüne bewegung in den letzten jahren, wenn an den biertischen xenophober unsinn verzapft wurde? - sushi essen? oder tofuburger? oder gar gebratenen biomais?
ob es die allerbeste taktik ist, darauf zu warten, dass die politischen gegner an altersschwäche (oder bei verkehrsunfällen) sterben, sei hiermit in frage gestellt.
es wird noch die fühlbare enttäuschung im linken lager aufbranden, dass das feindbild nr.1 nun verschwunden ist. es wird auch die linke hälfte (wie auch schon jetzt) heftig an der mythenbildung mitbasteln. schon jetzt graut mir vor den aussichten noch mehr wie vor all dem, was schon zu lebzeiten an hanebüchenem unsinn rund um diesen politiker aufgebaut wurde. unsinn nicht nur von rechts, nein, auch viel unfug von links.
die grüne partei strahlt - und ich bedauere das sehr - zu viel angst und verklemmtheit aus. den aktionismus von früher, vom beginn... der ist verkümmert und kaum noch zu sehen.
wirklich freche und sattelfeste leute (wie z.b. peter pilz) versteckt ihr vorsorglich, denn er hätte ja einem haider locker die stirne bieten können. statt dessen setzt ihr völlig unglaubwürdige und halb schlafende uni-professoren an die erste stelle, die in keiner konfrontation punkten können. auch sie, verehrter herr chorherr, könnten ein wenig präsenter sein, wenn es nach mir ginge. ist die grüne partei wirklich nicht in der lage, ihre talente umfassend zu erkennen und einzusetzen?
ich nenne das: unverantwortliche politik machen.
die grünen scheinen mir viel zu gewohnt in der doch auch bequemen oppositionsrolle festgefahren zu sein. da gibt es immer ein paar wähler in wien, ein paar in graz, sicher großteils junge, urbane, sehr gebildete leute. die genügen den grünen scheinbar schon. andere wählerschichten werden immer wieder ausgegrenzt. ich befürchte sehr, dass das eine marketingtechnische einbahnstrasse ist: und vom marketing und der globalen warenwirtschaft verstehen die grünen heutzutage ja mehr als von der lokalen landwirtschaft oder dem naturschutz, wie es scheint. anders lassen sich die katastrophalen wählerzahlen aus den bundesländern kaum erklären. es beschleicht mich bisweilen der verdacht, dass der wirkliche wille zum ausbau der wählergruppen nicht mehr angestrebt wird, weil es sich in der jetzigen position auch ganz gut als politiker leben lässt. bequemlichkeit kann auch grün sein...
wenn sie sich einmal in einen potentiellen wähler hineinversetzen und sich fragen, warum er sie, die grünen, nicht nur wählen sollte... (denn das ist eine gute idee gewesen, aber natürlich viel zu wenig), viel mehr: was in der langen zeit der nun schon begonnenen legislaturperiode einen menschen dazu bringen könnte, sich bei den grünen "gut aufgehoben" und "verstanden" zu fühlen - was für gute gründe würden ihnen da einfallen? und wie würden sie diese guten gründe kommunizieren? wie würden sie mit diesen guten gründen auf die menschen zugehen?
wenn sie die antwort darauf haben, ist es an der zeit hinauszugehen, mit einem neuen selbstwertgefühl.
es würde der grünen idee sehr nützen, wenn sie und andere ihrer parteikollegen von den programmen, die sie vertreten, wirklich überzeugt sein würden. mit dem herzen und auch mit dem kopf - "the ass will follow" (und das meine ich jetzt nicht nur auf die hintern der politiker bezogen).
den eindruck, dass die grünen von ihren gedanken und ansichten überzeugt sind, habe ich derzeit nur in ganz wenigen blitzlichtmomenten.
immerhin: bei den anderen (vor allem den größeren) parteien noch viel weniger (andererseits: gibt es derzeit eigentlich noch kleinere parteien im parlament, als die grünen?), daher habt ihr ja auch meine stimme erhalten.
ich würde euch gerne das nächste mal mit mehr begeisterung wählen, ihr habt maximal fünf jahre zeit dafür, mir dieses produkt zu liefern.
auch ich werde mir mühe geben, euch mehr wahrzunehmen...
also los!
viele liebe grüße
david ramirer
ich habe bei der letzten wahl den grünen (wie versprochen) meine stimme gegeben. nicht etwa, weil sie die beste partei ist, sondern weil sie die am wenigsten schlechte partei ist.
dass menschen wie sie, auch hier im internet, ihre stimme erheben, das ist sehr löblich und gut. machen sie weiter so... bzw. machen sie es doch vielleicht auch noch ein wenig anders. wie ich mir das ungefähr vorstelle, will ich ihnen gerne verraten.
das sterben und begraben werden von dr. jörg haider ist ein thema, das auch sie selbst mit ihrem kommentar in der presse (und mit ihrer völlig sinnfreien frage "was ist das für ein land?") weiter aufblasen. sie stecken also leider auch in der haider-falle, dabei ist das aber nichts neues, weil die linke seite des politischen spektrums seit vielen jahren sich mehr oder weniger in der traurigen verliererrolle festzementiert hat gegenüber diesem nun für alle unerwartet abgegangenen verblender.
das ist sehr schade. auch in hinkunft werden es die grünen sehr schwer haben, mittels "gelassener ruhe" und "intellektuellem scharfsinn" die breiten wählerschichten zu erreichen, die sie eigentlich mit ihren programmen verdienen würden. es ist auch sehr stark in ihrer partei zu finden: das mangelnde verantwortungsgefühl der tatsache gegenüber dass politiker wie jörg haider mit ihrer unbestreitbaren strahlkraft so alleine da stehen (bzw. standen). wo ist der grünpolitiker, der wirklich mit freude, überzeugung und ohne einem hauch von angst in eine (fernseh-)diskussion einsteigt? wo ist der grünpolitiker, der einem peinlichen wicht wie herrn haider die maske vom gesicht herunterreisst? wo war die grüne bewegung in den letzten jahren, wenn an den biertischen xenophober unsinn verzapft wurde? - sushi essen? oder tofuburger? oder gar gebratenen biomais?
ob es die allerbeste taktik ist, darauf zu warten, dass die politischen gegner an altersschwäche (oder bei verkehrsunfällen) sterben, sei hiermit in frage gestellt.
es wird noch die fühlbare enttäuschung im linken lager aufbranden, dass das feindbild nr.1 nun verschwunden ist. es wird auch die linke hälfte (wie auch schon jetzt) heftig an der mythenbildung mitbasteln. schon jetzt graut mir vor den aussichten noch mehr wie vor all dem, was schon zu lebzeiten an hanebüchenem unsinn rund um diesen politiker aufgebaut wurde. unsinn nicht nur von rechts, nein, auch viel unfug von links.
die grüne partei strahlt - und ich bedauere das sehr - zu viel angst und verklemmtheit aus. den aktionismus von früher, vom beginn... der ist verkümmert und kaum noch zu sehen.
wirklich freche und sattelfeste leute (wie z.b. peter pilz) versteckt ihr vorsorglich, denn er hätte ja einem haider locker die stirne bieten können. statt dessen setzt ihr völlig unglaubwürdige und halb schlafende uni-professoren an die erste stelle, die in keiner konfrontation punkten können. auch sie, verehrter herr chorherr, könnten ein wenig präsenter sein, wenn es nach mir ginge. ist die grüne partei wirklich nicht in der lage, ihre talente umfassend zu erkennen und einzusetzen?
ich nenne das: unverantwortliche politik machen.
die grünen scheinen mir viel zu gewohnt in der doch auch bequemen oppositionsrolle festgefahren zu sein. da gibt es immer ein paar wähler in wien, ein paar in graz, sicher großteils junge, urbane, sehr gebildete leute. die genügen den grünen scheinbar schon. andere wählerschichten werden immer wieder ausgegrenzt. ich befürchte sehr, dass das eine marketingtechnische einbahnstrasse ist: und vom marketing und der globalen warenwirtschaft verstehen die grünen heutzutage ja mehr als von der lokalen landwirtschaft oder dem naturschutz, wie es scheint. anders lassen sich die katastrophalen wählerzahlen aus den bundesländern kaum erklären. es beschleicht mich bisweilen der verdacht, dass der wirkliche wille zum ausbau der wählergruppen nicht mehr angestrebt wird, weil es sich in der jetzigen position auch ganz gut als politiker leben lässt. bequemlichkeit kann auch grün sein...
wenn sie sich einmal in einen potentiellen wähler hineinversetzen und sich fragen, warum er sie, die grünen, nicht nur wählen sollte... (denn das ist eine gute idee gewesen, aber natürlich viel zu wenig), viel mehr: was in der langen zeit der nun schon begonnenen legislaturperiode einen menschen dazu bringen könnte, sich bei den grünen "gut aufgehoben" und "verstanden" zu fühlen - was für gute gründe würden ihnen da einfallen? und wie würden sie diese guten gründe kommunizieren? wie würden sie mit diesen guten gründen auf die menschen zugehen?
wenn sie die antwort darauf haben, ist es an der zeit hinauszugehen, mit einem neuen selbstwertgefühl.
es würde der grünen idee sehr nützen, wenn sie und andere ihrer parteikollegen von den programmen, die sie vertreten, wirklich überzeugt sein würden. mit dem herzen und auch mit dem kopf - "the ass will follow" (und das meine ich jetzt nicht nur auf die hintern der politiker bezogen).
den eindruck, dass die grünen von ihren gedanken und ansichten überzeugt sind, habe ich derzeit nur in ganz wenigen blitzlichtmomenten.
immerhin: bei den anderen (vor allem den größeren) parteien noch viel weniger (andererseits: gibt es derzeit eigentlich noch kleinere parteien im parlament, als die grünen?), daher habt ihr ja auch meine stimme erhalten.
ich würde euch gerne das nächste mal mit mehr begeisterung wählen, ihr habt maximal fünf jahre zeit dafür, mir dieses produkt zu liefern.
auch ich werde mir mühe geben, euch mehr wahrzunehmen...
also los!
viele liebe grüße
david ramirer
david ramirer - Dienstag, 21. Oktober 2008, 22:09