sie sagens: aufgeblasen! und das läuft dann als „kunst im öffentlichen raum“ hinaus!
bezüglich des selbermalens hätte ich so meinen zweifel: derjenige, der das kleine beherrscht, beherrscht keineswegs das große; also müssens ihm die maschinen abnehmen, und so produziert man leere haut. haben sie in wien je etwas gelungenes „großes“ gesehen (unaufgeblasen, also keine luftburgen)?
und wenn wir schon dabei sind: nennen sie mir doch kriterien, die überheblichen kitsch mit eventcharakter von einem „ehrlichen“, „bleibenden“ werk unterscheiden lassen, für "allesgeschmäckler" als hilfestellung? was halten sie von der augen-installation im südbahnhof? und zum vergleich vom auge, das vom handelskai rüberschaut?
zunächst einmal muss ich betonen, dass ausführungen eines praktikers - und als diesen sehe ich mich trotz fast schon alarmierender untätigkeit in den letzten jahren - aus einer anderen perspektive erfolgen als anmerkungen eines prfessionellen kritikers oder kunstsachverständigen. im unterschied zu diesen kann ich mir wut im bauch leisten, kann mir auch leisten (und muss das auch), sehr parteiisch zu sein, mache mir gewissermaßen meine kunstgeschichte selbst, und spare in dieser aus, was für meine eigene arbeit wichtig ist. das liegt schon daran, dass der praktiker ja auch die - aus den augen des kunstgeschichtlers oder kritikers . unglaubliche unverfrorenheit besitzt, selbst einen neuen teil und abschnitt in das geflecht der kunstgeschichte hineinzustellen. meine betrachtung der anderen künstler ist daher nie ganz frei von vor- und ja: auch echten urteilen, die von meiner warte aus oft bis an die grenze der gegenseitigen existenzverleugnung gehen können. bei c.h.attersee ist eine derartige feindschaft ganz offensichtlich, hat ihre biografische rechtfertigung und kann natürlich - ganz künstler, der ich bin - auch jederzeit mit vielen wohlgesetzten intellektuellen hieben und emotionalen schüben duellarisch ausgefruchtet werden.
ich kann keine kriterien anbieten, nur zum erkennen von eventcharakter, wie sie ihn nennen: gebäude von der - vielleicht formal etwas überholten, aber doch präsenten - hochhausform des ringturmes sind NICHT als bildträger konzipiert. wenn nun die wände des ringturmes für eine zeit lang als werbefläche genutzt werden (denn mehr kann es nicht sein: kunst baut sich nicht einfach ÜBER bestehendes ohne sich in irgendeiner weise einzubeziehen) dann haben wir hier werbung vor unseren augen. kommerz also, und damit genau das, von dem sich attersee behaupteterweise so gerne distanziert. kunst - ich erinnere daran: das ist MEINE definition - wird in der heutigen zeit zu oft mit "dimension" gleichgesetzt, also möglichst auffällig, möglichst groß, möglichst teuer, möglichst bekannt, möglichst unverständlich, möglichst mysteriös... da ein 73 meter hoher turm also viel raum bietet, kann man doch dort wunderbar "große" kunst (und attersee laboriert ja schon seit jahrzehnten an dem irrglauben, dass er der göttliche schöpfer größter kunst ist) entsprechend auftürmen und jedem zeigen, der schon von ferne herankommt, und eigentlich mit diesem gepinsel nichts zu tun haben will.
ich bin kein freund aufdringlicher kunst im öffentlichen raum. die "augen" am südbahnhof sind so gesehen etwas völlig anderes: sie wurden behutsam und auf den ort bezogen in den bahnhof integriert und transportieren eine botschaft, die mit worten nicht faßbar ist, jeder versuch das zu tun, muss ins lyrische abgleiten; was wiederum durchaus fruchtbar sein kann. hier aber finde ich den "kunst"-aspekt passend und stimmig: im vergleich zum bahnhof sind die augen nicht sehr groß, sie begleiten die fahrgäste nur eine kurze strecke auf der rollbahn, "bereichern" also, ohne sich aufzudrängen. kunst ist - oder soll doch - ein tor sein, durch das mann/frau gehen kann, aber nicht muss.
das picasso-auge, das vom handelskai aus über die donau "schaut" ist eine nette sache, es war damals, als digitalkameras noch nicht so verbreitet waren, eine gern gesehen "idee" bei künstlern (auch bei mir) die dinge aufzupixeln. heute ist das irgendwie fast schon historisch zu nennen. dieses bild ist - angesichts der konzeptuellen idee, nämlich erst auf der anderen seite der donau gesehen zu werden - sehr wohl situativ und dadurch für mich der installation am südbahnhof nahezu gleichrangig. ein lächeln zaubert sich in gesichter, wenn sie das auge sehen, das in der nähe nur eine sammlung von grauen quadraten ist. der eventcharakter ist hier eher gering, da es sich de facto um kunst im öffentlichen raum handelt.
das ringturm-spektakel ist keine kunst im öffentlichen raum nach meiner begrifflichkeit. attersee hat bereits einmal einen sehr großen bildraum in wien bekommen: er hat auf der mariahilferstraße das h&m-gebäude mit einer unsäglichen mosaikgemeinheit gestaltet. obgleich mir dieses bild und die ganze genesis sehr - fast körperliche - schmerzen bereitet, wenn ich nur daran denke, ist hier der "kunst"-ansatz völlig in ordnung. das bild hat - bei allem kitsch, bei aller eitelkeit des schöpfers, bei aller fehlender farblichen qualität - einen akzent in die mariahilferstraße gebracht, der dort, inmitten von werbung, schrift, konsumwahnsinn und sonstigem lärm, eine kleine postkarten-malerei-idylle hereinbringt. das sei gewürdigt und daher bin ich dem h&m-gebäude nicht mehr böse, auch wenn es mich jedesmal beutelt, wenn ich es sehe.
der ringturm - und jedes andere größere flächerl, das man attersee überläßt - wäre also ein schritt in die falsche richtung. attersee hatte seine quadratmeter und hat sie - leider schlecht - genutzt. zum großen glück ist die ringturmsache nur temporär, also gewissermaßen jetzt schon geschichte.
ich glaube, dass "echte" kunst diese dimensionen nicht benötigt, aber das ist meine eigene, undemokratische, ganz persönliche meinung. niemals würde ich jemandem anderen hinweise geben wollen, wie was auszusehen habe, und worum man einen bogen machen soll.
jeder soll durch - auch aus meinen augen grottenschlechte - kunst seine lernerfahrungen selbst machen, oder auch nicht. das wertvolle findet seinen weg von alleine, und die bilder von attersee werden ihren weg auch finden... in den papierkübel der stadtgeschichte.
wer mir was abseits der kommentare mitteilen will, möge das bitte unter meiner e-mail-adresse gerne tun.
für mit diesem weblog verlinkte andere seiten - und dort vielleicht auftauchende ungehörige photos, anzügliche texte oder gottes- und staatslästerliche gedanken und andere pisse & scheisse - bin ich nicht verantwortlich zu machen. bitte tragen sie ihre sorgen wo anders hin, danke.
Lieber für etwas gehasst werden, das man ist, als für etwas geliebt werden, das man nicht ist. André Gide
@ramirer
bezüglich des selbermalens hätte ich so meinen zweifel: derjenige, der das kleine beherrscht, beherrscht keineswegs das große; also müssens ihm die maschinen abnehmen, und so produziert man leere haut. haben sie in wien je etwas gelungenes „großes“ gesehen (unaufgeblasen, also keine luftburgen)?
und wenn wir schon dabei sind: nennen sie mir doch kriterien, die überheblichen kitsch mit eventcharakter von einem „ehrlichen“, „bleibenden“ werk unterscheiden lassen, für "allesgeschmäckler" als hilfestellung? was halten sie von der augen-installation im südbahnhof? und zum vergleich vom auge, das vom handelskai rüberschaut?
@fliege
ich kann keine kriterien anbieten, nur zum erkennen von eventcharakter, wie sie ihn nennen: gebäude von der - vielleicht formal etwas überholten, aber doch präsenten - hochhausform des ringturmes sind NICHT als bildträger konzipiert. wenn nun die wände des ringturmes für eine zeit lang als werbefläche genutzt werden (denn mehr kann es nicht sein: kunst baut sich nicht einfach ÜBER bestehendes ohne sich in irgendeiner weise einzubeziehen) dann haben wir hier werbung vor unseren augen. kommerz also, und damit genau das, von dem sich attersee behaupteterweise so gerne distanziert. kunst - ich erinnere daran: das ist MEINE definition - wird in der heutigen zeit zu oft mit "dimension" gleichgesetzt, also möglichst auffällig, möglichst groß, möglichst teuer, möglichst bekannt, möglichst unverständlich, möglichst mysteriös... da ein 73 meter hoher turm also viel raum bietet, kann man doch dort wunderbar "große" kunst (und attersee laboriert ja schon seit jahrzehnten an dem irrglauben, dass er der göttliche schöpfer größter kunst ist) entsprechend auftürmen und jedem zeigen, der schon von ferne herankommt, und eigentlich mit diesem gepinsel nichts zu tun haben will.
ich bin kein freund aufdringlicher kunst im öffentlichen raum. die "augen" am südbahnhof sind so gesehen etwas völlig anderes: sie wurden behutsam und auf den ort bezogen in den bahnhof integriert und transportieren eine botschaft, die mit worten nicht faßbar ist, jeder versuch das zu tun, muss ins lyrische abgleiten; was wiederum durchaus fruchtbar sein kann. hier aber finde ich den "kunst"-aspekt passend und stimmig: im vergleich zum bahnhof sind die augen nicht sehr groß, sie begleiten die fahrgäste nur eine kurze strecke auf der rollbahn, "bereichern" also, ohne sich aufzudrängen. kunst ist - oder soll doch - ein tor sein, durch das mann/frau gehen kann, aber nicht muss.
das picasso-auge, das vom handelskai aus über die donau "schaut" ist eine nette sache, es war damals, als digitalkameras noch nicht so verbreitet waren, eine gern gesehen "idee" bei künstlern (auch bei mir) die dinge aufzupixeln. heute ist das irgendwie fast schon historisch zu nennen. dieses bild ist - angesichts der konzeptuellen idee, nämlich erst auf der anderen seite der donau gesehen zu werden - sehr wohl situativ und dadurch für mich der installation am südbahnhof nahezu gleichrangig. ein lächeln zaubert sich in gesichter, wenn sie das auge sehen, das in der nähe nur eine sammlung von grauen quadraten ist. der eventcharakter ist hier eher gering, da es sich de facto um kunst im öffentlichen raum handelt.
das ringturm-spektakel ist keine kunst im öffentlichen raum nach meiner begrifflichkeit. attersee hat bereits einmal einen sehr großen bildraum in wien bekommen: er hat auf der mariahilferstraße das h&m-gebäude mit einer unsäglichen mosaikgemeinheit gestaltet. obgleich mir dieses bild und die ganze genesis sehr - fast körperliche - schmerzen bereitet, wenn ich nur daran denke, ist hier der "kunst"-ansatz völlig in ordnung. das bild hat - bei allem kitsch, bei aller eitelkeit des schöpfers, bei aller fehlender farblichen qualität - einen akzent in die mariahilferstraße gebracht, der dort, inmitten von werbung, schrift, konsumwahnsinn und sonstigem lärm, eine kleine postkarten-malerei-idylle hereinbringt. das sei gewürdigt und daher bin ich dem h&m-gebäude nicht mehr böse, auch wenn es mich jedesmal beutelt, wenn ich es sehe.
der ringturm - und jedes andere größere flächerl, das man attersee überläßt - wäre also ein schritt in die falsche richtung. attersee hatte seine quadratmeter und hat sie - leider schlecht - genutzt. zum großen glück ist die ringturmsache nur temporär, also gewissermaßen jetzt schon geschichte.
ich glaube, dass "echte" kunst diese dimensionen nicht benötigt, aber das ist meine eigene, undemokratische, ganz persönliche meinung. niemals würde ich jemandem anderen hinweise geben wollen, wie was auszusehen habe, und worum man einen bogen machen soll.
jeder soll durch - auch aus meinen augen grottenschlechte - kunst seine lernerfahrungen selbst machen, oder auch nicht. das wertvolle findet seinen weg von alleine, und die bilder von attersee werden ihren weg auch finden... in den papierkübel der stadtgeschichte.
in meinem sind sie schon.