10 jahre praxis
Das neue Jahrhundert
Aus der „Chicago Tribune” vom 1. Januar 1901
„Das 19. Jahrhundert hat seine Vorgänger weder in der Gestaltung des Schönen noch im
Fortschritt der Kunst, der Architektur, Musik und Literatur übertroffen.
Vielleicht wird das 20. Jahrhundert einen Wandel bringen. Das ausschließlich Materielle
mag weniger Aufmerksamkeit beanspruchen, der Mammon mag weniger hoch eingeschätzt
werden.
Das Schöne kann das Nützliche übertrumpfen. Der menschliche Geist, des Materiellen
müde, wird sich vielleicht höheren Dingen zuwenden.
An der Schwelle des 20. Jahrhunderts sieht es so aus, als könne es das Jahrhundert der
Humanität und der Brüderschaft aller Menschen werden, eine Leistung, die großartiger wäre
als alle Entdeckungen der Wissenschaft und alle Triumphe der Kunst.”
helmut granzer, zum 7. november 1998
- -- --- ----
der geist, der unsere körper jeden tag durchpulst, ist nicht der unsere. er hat seinen eigenen rhythmus,
seinen eigenen weg und seine schmerzliche, nervöse, zittrige existenz in den letzten jahrhunderten bis
zum letzten rest so oft gefaltet und geknüllt, bis nur mehr kümmerliche reste seiner einstigen eleganz
zurückgeblieben sind. diese reste verschaffen sich gehör - langsam, verbissen, ängstlich und
geknechtet - es ballt sich die wut, es formt sich der schrei, die formen aus klang fallen aus unseren
zerborstenen hüllen.
es ist zuviel theorie in unserer umgebung, es wird viel gesagt und noch viel mehr gemacht, und dennoch
bleibt alles, was uns täglich bedrängt, formt und knebelt ein abklatsch der praxis, die wir sehnlichst uns
wünschen.
die meiste musik, die heute so genannt wird, ist ein zerrbild der idee. das klavier und alle seine
einfachen, spielerischen möglichkeiten wird vergewaltigt von emotionslosen technokraten, wird
eingesperrt in finstren konservatorien, zusammen mit den träumen und den wünschen, die musik sonst
formen. dort aber verdirbt sich der traum, dort zerstört und entsorgt sich die liebe zum klang, die freude
am spiel, der zugang zur kunst. damit aber steht nicht nur die musik vor einem problem, die kunst im
allgemeinen stöhnt unter den heutigen ausbildungskrematorien mehr als sie jauchzt. denn lernen ist eine
persönliche angelegenheit, eine intime und dennoch soziale erweiterung der eigenen fähigkeiten des
austausches, und jede art von kunst ist eigentlich selbst so ein lernraum, der in einem anderen lernraum
nur eingeengt werden kann. mit diesem umstand wird in unserer gegenwärtigen umgebung nicht sehr
sorgsam umgegangen, und wir werden versuchen, das zu ändern.
praxis sollte sein, daß kunst einfach entsteht. daß sie jetzt passiert. nicht nur gestern. nicht erst morgen.
jetzt.
david ramirer, zum 7. november 1998
Aus der „Chicago Tribune” vom 1. Januar 1901
„Das 19. Jahrhundert hat seine Vorgänger weder in der Gestaltung des Schönen noch im
Fortschritt der Kunst, der Architektur, Musik und Literatur übertroffen.
Vielleicht wird das 20. Jahrhundert einen Wandel bringen. Das ausschließlich Materielle
mag weniger Aufmerksamkeit beanspruchen, der Mammon mag weniger hoch eingeschätzt
werden.
Das Schöne kann das Nützliche übertrumpfen. Der menschliche Geist, des Materiellen
müde, wird sich vielleicht höheren Dingen zuwenden.
An der Schwelle des 20. Jahrhunderts sieht es so aus, als könne es das Jahrhundert der
Humanität und der Brüderschaft aller Menschen werden, eine Leistung, die großartiger wäre
als alle Entdeckungen der Wissenschaft und alle Triumphe der Kunst.”
helmut granzer, zum 7. november 1998
- -- --- ----
der geist, der unsere körper jeden tag durchpulst, ist nicht der unsere. er hat seinen eigenen rhythmus,
seinen eigenen weg und seine schmerzliche, nervöse, zittrige existenz in den letzten jahrhunderten bis
zum letzten rest so oft gefaltet und geknüllt, bis nur mehr kümmerliche reste seiner einstigen eleganz
zurückgeblieben sind. diese reste verschaffen sich gehör - langsam, verbissen, ängstlich und
geknechtet - es ballt sich die wut, es formt sich der schrei, die formen aus klang fallen aus unseren
zerborstenen hüllen.
es ist zuviel theorie in unserer umgebung, es wird viel gesagt und noch viel mehr gemacht, und dennoch
bleibt alles, was uns täglich bedrängt, formt und knebelt ein abklatsch der praxis, die wir sehnlichst uns
wünschen.
die meiste musik, die heute so genannt wird, ist ein zerrbild der idee. das klavier und alle seine
einfachen, spielerischen möglichkeiten wird vergewaltigt von emotionslosen technokraten, wird
eingesperrt in finstren konservatorien, zusammen mit den träumen und den wünschen, die musik sonst
formen. dort aber verdirbt sich der traum, dort zerstört und entsorgt sich die liebe zum klang, die freude
am spiel, der zugang zur kunst. damit aber steht nicht nur die musik vor einem problem, die kunst im
allgemeinen stöhnt unter den heutigen ausbildungskrematorien mehr als sie jauchzt. denn lernen ist eine
persönliche angelegenheit, eine intime und dennoch soziale erweiterung der eigenen fähigkeiten des
austausches, und jede art von kunst ist eigentlich selbst so ein lernraum, der in einem anderen lernraum
nur eingeengt werden kann. mit diesem umstand wird in unserer gegenwärtigen umgebung nicht sehr
sorgsam umgegangen, und wir werden versuchen, das zu ändern.
praxis sollte sein, daß kunst einfach entsteht. daß sie jetzt passiert. nicht nur gestern. nicht erst morgen.
jetzt.
david ramirer, zum 7. november 1998
david ramirer - Freitag, 7. November 2008, 19:30
Es beginnt schon, die Veränderung, an allen Ecken und Enden kann ich sie finden, wenn ich genau hingucke.
Es lässt mich hoffen.
LG Mo
yes we can...
von projekten wie dem deines bruders habe ich schon auch andernorts gehört, und das freut wirklich.
let the hope arise :-)