Von Mohn und Weihrauch duften milde Pfühle
Am Saum des Waldes und der Schwermut Schatten
Angelens Freude und der Sterne Spiele
Die Nacht umfängt der Liebenden Ermatten.
aber die oben entnommenen fünf zeilen haben an diesem wochenende bereits mehr als genügt,
um eine reise um die halbe welt in einem kleinen raum mit klavier anzutreten und
verändert zurückzukehren, trakl sei dank.
dir aber natürlich auch dank für die ergänzung hierorts.
Ich wollte mich eigentlich auch nicht wichtigmachen, aber irgendwie schmerzt es mich grad bei Trakl immer sehr, Bruchstücke seiner Texte zu lesen, weil jedes einzelne seiner Gedichte in meinem Kopf einen abendfüllenden Spielfilm entstehen lässt oder auch ein großflächiges, üppiges Gemälde. Für mich ist ein Textauszug ungefähr vergleichbar damit, dass jemand aus einem Gemälde von Canaletto, um nur ein Beispiel zu nennen, ein paar Quadratzentimeter herausschneidet ...
Das ganze Gedicht wollte ich dann auch nicht einstellen, und so ist mein etwas eigenwilliger Kommentar entstanden. :-)
ich gebe dir absolut recht, habe dich auch gleich verstanden (daher auch mein dank).
doch dieses zitat steht hier als reflexion eines sehr persönlichen moments an diesem wochenende, wo die "fehlenden" bereiche des gedichtes in improvisierter klaviermusik und dazu aufgehender percussion aufgebaut wurden.
es kann z.b. bei dürer sehr interessant sein, wenn nur ein teil herausgenommen wird aus einem bild:
...und wenn ich an alphonse muchas herrliches "slawisches epos" denke, und da vor allem an das linke bild in der leider schon zu ende gegangenen ausstellung im unteren belvedere (Die Svantovit Feier auf der Insel Rügen) - wobei ich auch froh bin, dass ich jetzt bald einmal den waldmüller besuchen kann -, da ist natürlich das ganze bild eine unfassbare symphonische komposition, aber wenn man lange davor steht, heben sich einzelne motive und bilder fast selbstständig heraus und gehen ihrer wege... der schnitzende junge mann am unteren bildrand, die frau mit dem kind, die tänzerinnen in der linken bildmitte... der stier mitten in der menschenmenge... alles zusammen eine symphonie, aber teile daraus auch schon mit mehr tiefe versehen als so manch anderes bild anderer maler.
bei trakl geht das manchmal auch. diese fünf zeilen haben hier am samstag abend eine unglaubliche bewegung ausgelöst.
darauf referenziere ich... und verstehe gleichzeitig gut, dass das beschneiden von gedichten, musikstücken und bildern nur im notfall geschehen sollte, oder dann, wenn dadurch etwas neues entsteht. wie etwa in einer collage...
schon einen tag später hatte schubert auch in seinen besten sätzen
nicht den zartesten hauch einer chance gegen trakl und die afrikanisch-döblingerischen pianoweiten...
aber am freitag glänzten vier sätze in voller pracht :-)
Da schneidest Du ein sehr interessantes Thema an. Du bist offensichtlich in allen Künsten gleichermaßen sensibilisiert. So sehr ich mich an Lyrik begeistern kann, wird der Eindruck, den bestimmte Musik bei mir hinterläßt, immer stärker eindringen.
Da gibt es übrigens noch eine bemerkenswerte Singularität. Obwohl Schubert mein Lieblingskomponist ist, ist es ein Mozart-Werk, welches den unmittelbar stärksten Eindruck bewirkt: das Requiem. Da reichen bereits die ersten 8 Takte. Gut, bei Schuberts zweitem Satz auch...
Übrigens habe ich gestern eine kleine Studie durchgeführt. Vom opus 100 gibt es auf youtube fast nur den zweiten Satz - in den allerunterschiedlichsten Interpretationen.
ich habe mir die offenen poren für lyrik erarbeiten müssen, aber inzwischen erklingt ein gutes gedicht (oder auch ein stück lyrik in prosa) im richtigen moment wie ein musikstück und eröffnet auch räume, wie eine gute komposition es vermag.
aber es stimmt: ein gutes bild kann mich ebenso öffnen wie eine gute musik oder ein gutes gedicht...
abseits von all dem bin ich ein bachmatiker: neben den einzelnen stücken des bwv 1080, der kunst der fuge verblasst alles andere... sei es nun mozart, schubert oder jarrett, oder picasso, rilke, mucha... ich könnte die passacaglia bwv 582 wohl zwanzig mal nacheinander hören, ohne dass auch nur die spur von langeweile aufkommen würde, und wenn ich ein buch auf eine insel mitnehmen könnte, dann wäre es wohl der urtext des wohltemperierten klaviers band I+II.
Diese Aussage kommt ja jetzt für sehr schlüssig herüber. Ich kenne eigentlich niemanden, für den Bach in letzter Konsequenz so viel bedeutet. Aber unverständlich ist das sicher nicht...
Übrigens könnte das für mich mit der Insel auch zutreffen, sofern es dort ein Klavier gibt. An Bach wird man mit dem Studium wohl nie fertig.
auf einer einsamen insel mit dem wohltemperierten klavier "alleine"...
da würde die aussage beethovens, dass bach nicht bach, sondern eigentlich meer heißen sollte, eine ganz besondere autobiographische färbung erhalten.
wer mir was abseits der kommentare mitteilen will, möge das bitte unter meiner e-mail-adresse gerne tun.
für mit diesem weblog verlinkte andere seiten - und dort vielleicht auftauchende ungehörige photos, anzügliche texte oder gottes- und staatslästerliche gedanken und andere pisse & scheisse - bin ich nicht verantwortlich zu machen. bitte tragen sie ihre sorgen wo anders hin, danke.
Lieber für etwas gehasst werden, das man ist, als für etwas geliebt werden, das man nicht ist. André Gide
Von Mohn und Weihrauch duften milde Pfühle
Am Saum des Waldes und der Schwermut Schatten
Angelens Freude und der Sterne Spiele
Die Nacht umfängt der Liebenden Ermatten.
Der Saum des Waldes und der Schwermut Schatten.
(aus "An Angela", 2. Fassung)
genau...
um eine reise um die halbe welt in einem kleinen raum mit klavier anzutreten und
verändert zurückzukehren, trakl sei dank.
dir aber natürlich auch dank für die ergänzung hierorts.
:-)
Das ganze Gedicht wollte ich dann auch nicht einstellen, und so ist mein etwas eigenwilliger Kommentar entstanden. :-)
doch dieses zitat steht hier als reflexion eines sehr persönlichen moments an diesem wochenende, wo die "fehlenden" bereiche des gedichtes in improvisierter klaviermusik und dazu aufgehender percussion aufgebaut wurden.
es kann z.b. bei dürer sehr interessant sein, wenn nur ein teil herausgenommen wird aus einem bild:
...und wenn ich an alphonse muchas herrliches "slawisches epos" denke, und da vor allem an das linke bild in der leider schon zu ende gegangenen ausstellung im unteren belvedere (Die Svantovit Feier auf der Insel Rügen) - wobei ich auch froh bin, dass ich jetzt bald einmal den waldmüller besuchen kann -, da ist natürlich das ganze bild eine unfassbare symphonische komposition, aber wenn man lange davor steht, heben sich einzelne motive und bilder fast selbstständig heraus und gehen ihrer wege... der schnitzende junge mann am unteren bildrand, die frau mit dem kind, die tänzerinnen in der linken bildmitte... der stier mitten in der menschenmenge... alles zusammen eine symphonie, aber teile daraus auch schon mit mehr tiefe versehen als so manch anderes bild anderer maler.
bei trakl geht das manchmal auch. diese fünf zeilen haben hier am samstag abend eine unglaubliche bewegung ausgelöst.
darauf referenziere ich... und verstehe gleichzeitig gut, dass das beschneiden von gedichten, musikstücken und bildern nur im notfall geschehen sollte, oder dann, wenn dadurch etwas neues entsteht. wie etwa in einer collage...
:-)
lieber steppenhund,
nicht den zartesten hauch einer chance gegen trakl und die afrikanisch-döblingerischen pianoweiten...
aber am freitag glänzten vier sätze in voller pracht :-)
Da gibt es übrigens noch eine bemerkenswerte Singularität. Obwohl Schubert mein Lieblingskomponist ist, ist es ein Mozart-Werk, welches den unmittelbar stärksten Eindruck bewirkt: das Requiem. Da reichen bereits die ersten 8 Takte. Gut, bei Schuberts zweitem Satz auch...
Übrigens habe ich gestern eine kleine Studie durchgeführt. Vom opus 100 gibt es auf youtube fast nur den zweiten Satz - in den allerunterschiedlichsten Interpretationen.
aber es stimmt: ein gutes bild kann mich ebenso öffnen wie eine gute musik oder ein gutes gedicht...
abseits von all dem bin ich ein bachmatiker: neben den einzelnen stücken des bwv 1080, der kunst der fuge verblasst alles andere... sei es nun mozart, schubert oder jarrett, oder picasso, rilke, mucha... ich könnte die passacaglia bwv 582 wohl zwanzig mal nacheinander hören, ohne dass auch nur die spur von langeweile aufkommen würde, und wenn ich ein buch auf eine insel mitnehmen könnte, dann wäre es wohl der urtext des wohltemperierten klaviers band I+II.
:-)
Übrigens könnte das für mich mit der Insel auch zutreffen, sofern es dort ein Klavier gibt. An Bach wird man mit dem Studium wohl nie fertig.
da würde die aussage beethovens, dass bach nicht bach, sondern eigentlich meer heißen sollte, eine ganz besondere autobiographische färbung erhalten.
:-)