gestern war ich auf einem kurzen, aber wichtigen, abstecher in der wiener innenstadt. ich musste etwas
lebenswichtiges besorgen, aber das ist dann vielleicht einmal eine andere geschichte.
als ich so in nähe der freyung vor mich hin schritt, beobachtete ich auf der nahen straße einen fiaker, also eines jener traditionellen wiener fortbewegungsmittel, das von zwei armen pferden gezogen durch die stadt unterwegs ist. in dem weißlakierten gefährt saßen zwei touristen - offenbar ein paar - und hatten diese traditionelle beförderungsvariante gewählt, um den wiener
lokalkolorit hautnah mitzuerleben. und sie bekamen etwas geboten an diesem 10. oktober, und ich auch.
der fiaker selbst - also der schon etwas betrunkene zügelhalter der armen pferdchen - wollte in eine kleinere gasse einbiegen und konnte das nicht tun, da ein automobil dort auch gerade einzubiegen gedachte. dem fiaker dauerte das alles zu lange. er erhob seine markante stimme (er erhob sie wirklich sehr!) und gab folgende zeile zum besten (die großschreibung soll die lautstärke zum ausdruck bringen):
JETZT FOAR DOCH ENDLICH, DU DROTTEL!!
diese bemerkung, in dieser vehemenz vorgetragen veranlasste nahezu alle passanten, die quelle dieser aussage anzusehen. unter anderem auch einen passanten, der über ebendiese von dem fiaker beanspruchte seitengasse gerade des weges war, und es wohl wagte, zu dem fiaker aufzusehen bzw. sogar etwas zu entgegnen. auch dieser herr wurde von dem fiaker adressiert:
HOIT DOCH DE GOSCHN DU OASCHLOCH UND GEH WEIDA!!!
kurz darauf war der fiaker - mit seinem durch diese aufregung hochrot gewordenen kopf - in der seitengasse mitsamt seiner "fuhr" verschwunden, und das aufblitzen der echten wiener mentalität war vorüber.
ich bin sicher, der fiaker hat für diese darbietung ein ordentliches trinkgeld bekommen. auch, wenn er es nicht nötig gehabt hätte.
david ramirer - Mittwoch, 11. Oktober 2006, 11:57