kurzbesprechung: meine preise
obgleich ich bei "veröffentlichungen aus dem nachlass" immer sehr skeptisch war und bin und natürlich auch gerade in diesem fall, beim kompromisslosesten autor österreichs nicht nur des vergangenen, nein wohl auch der vorangegangenen jahrhunderte, zunächst keinerlei interesse an den ausgegrabenen und aus dem tresor mühsam von geldgierigen nachlassverwaltern hervorgefischten texten hatte, überraschte mich dieser text doch in seiner vom ersten wort an typisch und unverwechselbaren offenheit, die ich an bernhard immer so schätzte. binnen weniger tage hatte ich die texte durchgelesen und mit steigender begeisterung geradezu verschlungen und bin froh, dass der suhrkamp-verlag das testament des im auf den tode zugehenden alters doch privat eher zunehmend schrulligen autors großzügig überspringt und dem publikum diese perle bernhardscher sprachmusik zugänglich macht und freue mich darüber, den text gelesen zu haben, bildet er doch auch wieder einen funktionierenden anlass, frühere texte von diesem liebgewonnenen autor wieder hervorzuziehen aus dem buchregal, zum beispiel "frost", der ja in "meine preise" wiederholt erwähnt wird. ob "meine preise" als einstiegswerk für bernhard-unerfahrene geeignet ist, will ich hier nicht ausdeuten, das buch zeigt bernhard jedenfalls von einer erfrischend persönlichen und unerwartet verletzlichen seite, die so manches aus seinen büchern in neuem licht erscheinen lässt.
ich danke meinem vater, tiefempfunden, für die überreichung des buches zum zwecke der erlesung,
und allen anwesenden, ausdrücklich, für die aufmerksamkeit.
Thomas Bernhard
Meine Preise
ich danke meinem vater, tiefempfunden, für die überreichung des buches zum zwecke der erlesung,
und allen anwesenden, ausdrücklich, für die aufmerksamkeit.
Thomas Bernhard
Meine Preise
david ramirer - Dienstag, 27. Januar 2009, 14:01
in diesem buch wird sehr oberflächlich sichtbar, was da unter der "harten schale" an feinmaschigkeit und fein gegeneinander austariertem gefühl gearbeitet hat, und das ist schön zu sehen. in gewisser weise ist dieses buch ein fehlender puzzlestein zu z.b. seiner autobiographie (die ursache, der keller, die kälte, der atem, ein kind), weil es den autor in späteren situationen zeigt, die durchaus in diese früheren erinnerungen hineinpassen... eine episode bezieht sich dezidiert auf "der keller".
abgesehen davon ist das, was er über den preisverleihungsirrsinn sagt, zeit- und problemlos auch 20 jahre nach bernhard noch 1:1 auf österreich anwendbar.